Ein normaler Morgen in nicht allzu ferner Zukunft: Die mit Sensoren bestückten Bodenplatten im Badezimmer leuchten auf, wenn wir aus der Dusche steigen. Von hinter dem Spiegel meldet sich eine Computerstimme: "Guten Morgen, ich hoffe Du hast gut geschlafen."
Eine kleine Pause, während wir uns die Zähne putzen. Dann meldet sich die Stimme erneut: "Die Sensoren haben festgestellt, dass Dein rechter Fuss heute verkrampft ist. Und beim Zähneputzen zeigte die Speichelanalyse, dass Du neuerdings unter Eisenmangel leidest. Wir empfehlen, in der Apotheke einen Eisenersatz zu besorgen."
Jede Bewegung, jedes Einatmen, jede Veränderung der Körpertemperatur lässt sich im vernetzten Heim künftig messen. Bereits heute gibt es via WLAN mit dem Internet verbundene Zahnbürsten, die einem sagen, ob man die Zähne korrekt geputzt hat. Oder ans Web angebundene Löffel, die einem raten, etwas langsamer ergo gesünder zu essen.
Künftig werden wir von viel mehr Geräten umgeben sein, die uns auf Schritt und Tritt überwachen und mit Rat zur Seite stehen: vernetzte Waagen, Toiletten, Kleidungsstücke, Uhren, Brillen. Sie werden zuhause Daten via Breitband-Internet über unseren Gesundheitszustand blitzschnell an Hochleistungsrechner übermitteln. Diese Computer werden auswerten, ob gesundheitliche Unregelmässigkeiten zu erkennen sind und die Ergebnisse ebenso blitzschnell an uns zurückfliessen lassen, auf unsere Smartphones oder eben auf den Spiegel im Badezimmer.
Elektronische Patientendossiers, die alles zur Gesundheit archivieren, sind bereits im Einsatz. Dass die Versicherungen diese virtuellen Archive forcieren, ist kaum verwunderlich. Umfangreiche Digital-Dossiers erlauben es, Kunden besser kennenzulernen als jemals zuvor. Denn wenn ärztliche Diagnosen fein säuberlich archiviert sind, und zum Beispiel mit den täglichen Körpergewichtsmessungen oder der Dentalpflege kombiniert werden, können Policen individuell gestaltet werden. Wer auf die Kalorien im Essen achtet oder artig seine Zähne putzt, erhielte vielleicht eine günstigere Police.
"Halt!", mag sich der eine oder andere denken. "wenn jemand belohnt wird, dann werden alle anderen bestraft!"
Tatsächlich gibt es noch viele offene Fragen: Wenn Gesundheitsdaten an einem einzigen Ort gesammelt werden, entsteht Missbrauchspotential. Nicht nur von digitalen Krankenkassen, sondern von Datendieben, oder gar Leuten, die unsere Daten manipulieren könnten.
Wir müssen deshalb künftig möglichst bewusst mit der Vernetzung von Geräten umgehen, die Gesundheitsdaten sammeln: Was soll vernetzt sein, was nicht? Was wollen wir im Patienten-Dossier sammeln und dem Arzt zugänglich machen, und was nicht? Nur den Kopf in den Sand stecken, können wir nicht. Denn nur wenn wir mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen Schritt halten, können wir uns eine Meinung dazu bilden, wie auch wir als Patienten und nicht nur die Krankenkassen, Spitäler oder Ärzte davon profitieren können.